Winterfire
  • Home
  • News
  • Winterfire
    • Heart of Winterfire
    • Dare to Become the Hope
    • The Sacred Clown Archetype
    • On Trusting your Senses
    • Life is a teacher, always
    • About The Circle >
      • On Getting an Invitation
      • Walking with Kristin
      • Never Play with A Soul >
        • Official Statement Regarding the End of the Collaboration with the Green Tent Circle and WOYA
      • Knowing the Messenger
    • The Circle >
      • Sabine Rieser
  • The Art of Winterfire
    • Spirit Animal Drawings
  • Events
    • International Events >
      • #bravethedarkestnight
      • Green Tent Circle Illuminator Series 13
    • Seminars & Workshops
  • Blogs
    • Winterfire
    • Winterfeuer
    • Arsarnerit
  • Contact
  • Impressum

Winterfeuer

Der Abgrund

3/25/2025

0 Comments

 
Während einer Zeit, in der es sich so anfühlte, als würde mir der Boden unter den Füßen sofort wieder weggezogen werden, sobald ich so etwas wie Sicherheit verspürte, reiste ich viel in die Anderswelt. Es war, als würde ich eines der großen Arkana im Tarot, den Turm, immer wieder durchleben.

Der Turm im Tarot hat viele Bedeutungen. Eine davon ist, dass einstürzen muss, was auf unsicherem Grund gebaut worden ist, damit aus den Erfahrungen, die man gesammelt hat, etwas entstehen kann, das so solide ist, dass die Grundfesten nicht mehr zum Einsturz gebracht werden können.

Meistens wanderte ich an einer Schlucht entlang, die in einen bodenlosen Abgrund führte, und fand mich immer wieder dabei, wie ich in die Schwärze hinabstarrte. Eines Tages war meine Verzweiflung so groß geworden, dass ich mich in den Abgrund stürzte.

Sofort ergriff mich einer meiner spirituellen Mentoren aus der Zeit von hinten, riss mich aus der Schlucht und warf mich gegen einen der umliegenden Felsen. Ketten wuchsen aus dem Felsen heraus und hielten mich fest. Mein Mentor setzte sich vor mich hin und sagte einfach: „Nein.“

​Ich starrte ihn an und erwiderte nichts. Nach einer Weile bemerkte ich, dass die Ketten lose waren und ich sie jederzeit einfach abstreifen konnte, wenn ich wollte. Tag und Nacht zogen vorbei, während mein Mentor und ich uns gegenübersaßen. Irgendwann streifte ich die Ketten ab, erhob mich, blickte meinen Lehrer noch einmal an und kehrte in das Hier und Jetzt zurück.
Picture
"The Rose Blooming Again", schwarze Pastellkreide und goldener Buntstift, Kristin Raphaela Otti (2024, Café de L'Europe, Wien)
Als meine Welt wieder in ihren Grundfesten erschüttert worden war, eilte ich in der Anderswelt abermals auf den Abgrund zu. Mein Mentor erschien aus dem Nichts und stellte sich mir in den Weg. „Nein.“

Ich wich zurück und ließ mich gegen den Felsen sinken, an den ich auf meiner letzten Reise gebunden worden war. Mein Mentor nahm mir gegenüber Platz und blickte mich ruhig an. Meine Emotionen verwandelten sich in einen Gewittersturm und ich durchlebte meine Erinnerungen immer und immer wieder.

Dann beruhigte ich mich langsam und begriff, dass ich durch meine eigenen Gedanken gebunden gewesen war. In dem Augenblick, in dem ich das begriffen hatte, war ich frei. Ich konnte sie gehen lassen, wenn ich wollte und musste mich nicht an ihnen festkrallen.

Mein Lehrer, der ein Wesen aus der Anderswelt war und an dem Punkt meiner Zeit nicht auf unserer Ebene inkarniert gewesen war, nickte mir zu, erhob sich und wanderte davon.

Dann wurde ich abermals in meine Schatten geworfen und ein drittes Mal eilte ich auf den Abgrund zu. Dieses Mal war niemand dort, um mich aufzuhalten, und als ich mich hinunterstürzte, umfing mich absolute Finsternis.

Ich stürzte in meinen Schmerz und meine Erinnerungen verschlangen mich. Irgendwann schlug ich auf dem Grund des Abgrundes auf und blieb liegen. Ungefähr eine halbe Sekunde lang. Dann entfuhr mir ein „Das ist langweilig.“.

Das waren meine genauen Worte.

Das Wiederkäuen meiner eigenen Erinnerungen und der Schmerzen, die andere und ich mir selbst zugefügt hatten, hatte begonnen mich zu langweilen. Es führte zu nichts.

Ich stand auf und klopfte mir den Staub von der Kleidung. Es war stockfinster. Dann hörte ich in der Ferne jemanden weinen. 

Picture
"White Rose", weiße Pastellkreide, Kristin Raphaela Otti (2023)
Ich war verwirrt. „Wie könnte ich einfach fortgehen und so tun, als wäre ich taub, wenn ich den Ruf eines anderen Herzens höre, das Schmerz erdulden muss? Es spielt keine Rolle, in welchem Abgrund ich mich befinde, was ich selbst in diesem Augenblick durchlebe oder welche Dunkelheit mich umfangen und geblendet hat. Ich folge dem Ruf der Herzen um mich herum und tue, was ich tun kann, um ihnen dabei zu helfen, zu heilen.“

Anstatt mir einen Weg aus dem Abgrund zu suchen, folgte ich dem Weinen. ​

​Es fühlte sich so an, als würde unter jedem meiner Schritte etwas zerbrechen. Es knackte und knisterte. Ich schritt definitiv nicht über Gras.

Nach einer Weile sah ich in der Ferne ein schwaches Leuchten und hielt weiter darauf zu. Ich gelangte zu einem alten Mann, der nur noch trockene Haut und Knochen war. Er saß auf einem zerbrochenen Thron auf einem Hügel aus Totenschädeln und Knochen. Ich sah an mir herab. Ich war die ganze Zeit über verwitterte Knochen marschiert, die unter meinem Gewicht zerbrochen waren.

Der alte Mann sah müde und verbraucht aus. Die königliche Robe, die er einst getragen hatte, bestand nur noch aus zerrissenen Fetzen und seine Krone saß schief und verbogen auf seinem Haupt. Ich spürte in seine Energie hinein, hörte dem Gesang seines Herzens zu und sah ihn, wie er wirklich war.

Er war kein dunkles Wesen, das im Abgrund darauf wartete, andere zu verschlingen, die sich dorthin verirrt hatten. Er hatte seinem Volke unermüdlich gedient, obwohl ihm alles genommen und alles, was er aufgebaut hatte, von jenen, die mit Neid seinem Tun gefolgt waren, in Asche verwandelt worden war. Er hatte alles gegeben und nun saß er allein, verlassen und vergessen im Abgrund, in absoluter Finsternis. Und trotz allem ging von seinem Herzen immer noch ein schwacher Lichtschimmer aus.

Ich fragte: „Darf ich Euch heilen?“ Er sah mich an. „Warum?“ „Weil ich Euren Schmerz lindern und Euch beim Heilen helfen möchte.“

Er blickte mir lange in die Augen, dann nickte er langsam. Licht floss aus meinen Händen in seinen Körper und begann seine Knochen, sein Fleisch und sein Innerstes zu heilen. Das Licht begann sich zu verbreiten und wo es auf die verwitterten Knochen jener fiel, denen er einst gedient hatte, heilten auch sie.

​Die Finsternis wich dem Licht und der Abgrund war nicht länger ein Ort der Verzweiflung und der Furcht. Wir standen nicht länger auf zerbrochenen Knochen, sondern eine blühende Blumenwiese war aus ihnen erwachsen.

Der alte König sah sich um und fragte abermals: „Warum?“

Ich war verwirrt. „Wie könnte ich einfach fortgehen und so tun, als wäre ich taub, wenn ich den Ruf eines anderen Herzens höre, das Schmerz erdulden muss? Es spielt keine Rolle, in welchem Abgrund ich mich befinde, was ich selbst in diesem Augenblick durchlebe oder welche Dunkelheit mich umfangen und geblendet hat. Ich folge dem Ruf der Herzen um mich herum und tue, was ich tun kann, um ihnen dabei zu helfen, zu heilen.“


Ich nickte ihm zu und schickte mich an, zu gehen. Er erhob sich von seinem Thron und rief mich zurück. Er lächelte. Eine weiße Rose erschien in seinen Händen. „Das ist eine Gabe für dich.“ Er gab mir die Rose und sie begann in meinem Herzen Wurzeln zu schlagen.
0 Comments



Leave a Reply.

    Picture

    Autorin

    Kristin Raphaela Otti
    ​
    Ich bin eine Schamanin und Geschichtenerzählerin aus dem Lavanttal in Kärnten. 

    Ich hüte das Winterfeuer in den Herzen und begleite jene, die sich auf eine Reise tief in ihr Innerstes aufmachen wollen. 

    Archives

    July 2025
    March 2025
    February 2025
    January 2025
    August 2024
    June 2024
    May 2024
    April 2024

    Categories

    All

    RSS Feed

Powered by Create your own unique website with customizable templates.
  • Home
  • News
  • Winterfire
    • Heart of Winterfire
    • Dare to Become the Hope
    • The Sacred Clown Archetype
    • On Trusting your Senses
    • Life is a teacher, always
    • About The Circle >
      • On Getting an Invitation
      • Walking with Kristin
      • Never Play with A Soul >
        • Official Statement Regarding the End of the Collaboration with the Green Tent Circle and WOYA
      • Knowing the Messenger
    • The Circle >
      • Sabine Rieser
  • The Art of Winterfire
    • Spirit Animal Drawings
  • Events
    • International Events >
      • #bravethedarkestnight
      • Green Tent Circle Illuminator Series 13
    • Seminars & Workshops
  • Blogs
    • Winterfire
    • Winterfeuer
    • Arsarnerit
  • Contact
  • Impressum