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Winterfeuer

Die Krone

2/28/2025

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Eine meiner ersten Reisen in die Anderswelt führte mich in eine Wüste. Ich war dem Ruf eines Geiers gefolgt und wanderte durch die Dünen. Die Sonne stand hoch am Himmel, der sich strahlend blau über die Sandlandschaft erstreckte. Nach einer Weile gelangte ich zu einem Grabmal. Es wirkte wie eine alte Tempelstätte, einige der Säulen waren umgestürzt und die Stufen, die zum Eingang hinaufführten, waren ausgetreten. Jemand wartete am Eingang auf mich. Ich erklomm die Stufen und stand einem alten König gegenüber. Er trug eine Krone, die stumpf und glanzlos wirkte, seine Haut war trockenes Pergament, sein Fleisch ausgedörrt und ich konnte dort, wo seine ausgetrockneten Muskeln gerissen waren, vergilbte Knochen sehen. Als ich hinspürte, nahm ich keine Dunkelheit wahr, sondern tiefe Müdigkeit.
 
„Folge mir.“ Er betrat das Grabmal und ich folgte ihm. Er führte mich in einen Raum, in dem abertausende Kronen lagen. Manche aus Gold, geschmückt mit Smaragden und Rubinen, andere aus Silber, wiederum andere aus Metallen und Materialen, die ich weder jemals zuvor gesehen noch jemals zuvor gespürt hatte. 

„Nimm dir eine der Kronen.“ Ich weigerte mich. „Nimm eine. Sie gehört dir.“ „Nein, zu keinem Zeitpunkt.“ Er blickte mich streng an und befahl: „Nimm eine Krone! Wähle eine, die dir zusagt. Sie gehört dir.“ „Nein, ich werde keine der Kronen in meinen Besitz nehmen. Sie gehören anderen und sind Zeichen ihrer Verdienste und Errungenschaften. Ich werde die Verdienste und Leistungen anderer nicht zu meinen eigenen machen und so tun, als ob ich es wäre, die die Krone derjenigen verdient am Haupte trägt. Wenn überhaupt, so werde ich die Kronen betrachten und von jenen lernen, die die Kronen als Zeichen der Ehre und Wertschätzung erhalten haben, als sie den ihnen anvertrauten als Anführer gedient haben. Aber niemals werde ich die Krone eines anderen zu der meinen machen!“ Ich begann zornig zu werden und meine Wut begann den Raum auszufüllen. Der alte König blickte mir kerzengerade in die Augen und sagte: „Nimm eine der Kronen.“ Ich starrte zurück und erwiderte: „Ich trage bereits eine Krone. Ich werde keines anderen Krone an mich nehmen. Ich habe meine eigene. Sie ist in mir.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, so begann ein hölzerner Stirnreif aus meinem Körper zu wachsen. Er legte sich um mein Haupt. Der Reif war wunderschön. Ich wusste und spürte, dass er aus Holz war, aber ich hatte diese Art von Holz noch nie gesehen und auch seine Energie zuvor noch nicht gefühlt. Sie fühlte sich warm und lebendig an. Der Stirnreif war bar jeder Zier, aber in meinen Augen war er der schönste, den ich jemals gesehen hatte. Der alte König blickte mich an und lächelte. Dann verließen wir das Grabmal und nahmen voneinander Abschied.
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"White Bearded Vulture", weiße Pastellkreide, Kristin Raphaela Otti (2023)
Dann begannen auf unserer Ebene des Seins Dinge zu geschehen und ich wurde in Dunkelheit geworfen. Ich hatte die Idee zu einem Projekt gehabt und mit anderen gemeinsam das Projekt ausgearbeitet, nur um dann zu erleben, wie sich andere das von uns Erarbeitete aneigneten und behaupteten, es wäre ihr Werk gewesen. Ich folgte allerdings meinem Weg weiter und zeigte auf, wer tatsächlich gearbeitet und mitgewirkt und wer in Wahrheit keinen Finger gerührt hatte. 

Ich hatte auf meinem Weg ein großes Geschenk erhalten und durfte meinen Schatten begegnen, mich ihnen stellen und entscheiden, ob ich meinem alten Weg weiter folgen oder einen neuen Weg beschreiten wollte. 


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"White Vulture", weiße Pastellkreide, Kristin Raphaela Otti (2023)
„Nimm eine Krone.“ „Ich habe Euch bereits gesagt, dass ich mir nicht nehmen werde, was einem anderen gehört.“ „Nimm eine Krone.“ Mein Zorn wurde zu einem rasenden Feuer, aber ich hielt mich im Zaum. Dann erfüllte mich mit einem Mal absolute Ruhe. Ich sah ihm direkt in die Augen. „Ich brauche die Krone eines anderen nicht. Ich bin genug.“ 

Mitten im Chaos wurde ich abermals in die Wüste hinter den Schleiern gerufen. ​​

​Ich reiste wieder durch die Wüste in die Anderswelt. Ein einzelner Geier kreiste am strahlend blauen Himmel. Nach einer Weile stand ich abermals vor dem Grabmal, das ich auf meiner ersten Reise in die Wüste betreten hatte. Es wirkte noch älter als damals. 

Der alte König erwartete mich am Eingang.  Wir begrüßten einander und ich folgte ihm in die Grabstätte. Er führte mich abermals in den kronengefüllten Raum. Ich sah ihn and spürte, wie Zorn langsam in mir hochzusteigen begann. 
„Nimm eine Krone.“ „Ich habe Euch bereits gesagt, dass ich mir nicht nehmen werde, was einem anderen gehört.“ „Nimm eine Krone.“ Mein Zorn wurde zu einem rasenden Feuer, aber ich hielt mich im Zaum. Dann erfüllte mich mit einem Mal absolute Ruhe. Ich sah ihm direkt in die Augen. „Ich brauche die Krone eines anderen nicht. Ich bin genug.“ Die Augen des alten Königs leuchteten auf und er begann zu lächeln. In seinen Händen wuchs aus dem Nichts ein grüner Kristall.

​Die Energie, die er ausstrahlte, war warm. Ich hatte noch nie zuvor solch einen Kristall gesehen. Er bettete den Kristall in meiner Stirn ein und wir wurden eins. „Das ist ein Geschenk, eine Gabe für dich. Du bist jetzt noch nicht im Stande dazu, zu wissen und zu begreifen, was es bedeutet und warum sie dir gegeben worden ist. Du wirst verstehen, wenn es dazu Zeit ist.“ Ich dankte ihm und ein Lächeln huschte über meine Lippen. „Komm.“ 

Wir verließen die Grabstätte und als wir die Stufen erreicht hatten, die in die Wüste hinausführten, wandte er sich noch einmal zu mir um. Seine Gestalt begann sich zu verändern. Leben floss zurück in seinen Körper, wo seine Haut und sein Fleisch ausgedörrt und zerrissen gewesen waren, begann es zu gesunden und zu heilen. Seine Gewandung nahm wieder Farbe an und aus den Fetzen wurde eine Robe. Die Wüstensonne ließ seine Krone in neuem Glanz erstrahlen. Er lächelte mir zu, dann legte er seine Hände auf meine Schultern. Nach einer Weile ging ich in die Wüste davon.
​

Jeder einzelne von uns ist einzigartig, ein wunderschönes Geschenk und eine blühende Blume, die Heilung und Weisheit in sich trägt. Wir alle besitzen eine Krone. Wir alle sind damit geboren worden. Wir tragen sie bereits in uns. Es ist nicht notwendig, anderen etwas wegzunehmen und so zu tun, als wären ihre Verdienste und Leistungen unsere eigenen.
 
In dir, deinem Herzen, deiner Seele, deinem Verstand und deinem Geist schlummern unglaubliche Talente und Gaben. Lerne von anderen, sei offen für ihre Weisheit, beobachte mit wachen Augen, höre mit offenen Ohren zu, öffne dein Herz für ihre Zeremonien, aber habe den Mut, du selbst zu sein. Trag deine eigene Krone voller Stolz. 

​Du bist genug.  
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    Autorin

    Kristin Raphaela Otti
    ​
    Ich bin eine Schamanin und Geschichtenerzählerin aus dem Lavanttal in Kärnten. 

    Ich hüte das Winterfeuer in den Herzen und begleite jene, die sich auf eine Reise tief in ihr Innerstes aufmachen wollen. 

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